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Geschichten aus Gletsch

Die Natur in und um Gletsch
(von Erika Hiltbrunner)

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- Geschichte 11

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Der Sommer in Gletsch ist kurz und will entsprechend bestmöglich genutzt werden. Während die Menschen sich über den Winter aus Gletsch weitgehend zurückziehen, bleiben alle anderen Lebewesen – abgesehen von den Zugvögeln – zurück.

 

Das Klima um Gletsch ist relativ niederschlagsreich. Die Niederschläge fallen vor allem im Winter, die Sommer können recht trocken sein. Eine meteorologische Besonderheit ist die sogenannte «Grimselschlange», ein über den Grimselpass ziehendes Wolkenband, dass auch in Gletsch etwas mehr Niederschläge bringt als im hinteren Teil des Gletschervorfeldes. Typisch für den Talkessel ist, dass auch an schönen Tagen nachmittags ein starker Westwind im vorderen Teil des Gletschbodens bläst, während es im hinteren Teil noch warm und windstill ist. Die Vegetationszeit dauert hier rund 4,5 bis 5 Monate, also fast 2 Monate länger als in der alpinen Stufe oberhalb der klimatischen Baumgrenze.

Aufgrund der Höhenlage von Gletsch sind wir in der waldfähigen Stufe. Die Südflanken rund um Gletsch tragen Lärchen, Arven und Legföhren. Fichten sind eher selten. Die südexponierten Hänge wurden früher auch gemäht (Wildheuflächen) und sind sehr artenreich mit vielen Pflanzen- und Insektenarten. Auf den Nordhängen nimmt hier, wie anderswo im Alpenraum, die Grün-Erle zu, und im Unterwuchs sind Alpenrosen recht häufig. Die Grün-Erle hat biegsame Äste, die im Winter mit dem Schnee nach unten gedrückt werden. Deswegen haltet das Gebüsch der Grün-Erle auch keine Lawinen auf. Lawinen von den Nordhängen überqueren bisweilen den gesamten Gletschboden bis zu den Südhängen und verzögern durch die Schneemassen die Schneeschmelze im Frühjahr. Sie reissen teilweise auch alpine Pflanzen mit sich und so kommen im Gletschboden auch alpine Pflanzen und sogar Vertreter von Schneebodengesellschaften im Schatten der Nordhänge vor, die sonst ihr eigentliches Zuhause mindestens 500 m höher haben.

 

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